Peng, peng, Ballerei aus der Galaxis




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Peng, peng, Ballerei aus der Galaxis

Beitragvon jupp » So 2. Mär 2014, 19:42

Peng, peng, Ballerei aus der Galaxis
Titel Text II 600.jpg


DER AUFTRAG

„Vernehme schlangenhautgürtelgeschmückte, siebenfach doppelgeschraubte Wulfgrandiosa, hypertonussende Tochter der sternenverbrannten Göttin aus dem Herrscherhaus des ewigbesoffenen Fassdion im Sternbild des Pagatscho, vernehme den sakralen Auftrag, den ich, der sehr erhabene und appendixgesegnete Laidgo labsurdistes, Herrscher über alle Schwarzen Löcher des Universums, dir und deinen im Feuer des 18. Asterixgürtels, der den Andromedanebel zusammenhält, gestählten Kriegern erteile!“ Ein hochgepulster Meteoritenhaufen trennt den Schwanz des „bumsenden Widder“ von dessen Körper, sodass ein Schwall hyperfragmentierter, interstellarer Masse aus der Zeit in den Raum fällt. Ansonsten ist im Moment im All wenig los.
An dieser Stelle angekommen und während draußen der Meteoritenhaufen spektakelt, legt Laidgo labsurdistes eine Pause ein, um tief Luft zu holen. Die dynamischen Wandmembranen des Raumschiffs SFI-1-Atridei, das das 173. Planquadrat des Kopikärnus durchpflügt, verneigt sich in tiefgeneigter Ehrfurcht, da der boosisenverstärkte Bass des seinonal durch den Schweif einer vorbeiziehenden Kometin wundgescheuerten Herrschers Laidgo labsurdistes das metallene Bellen der strahlenden Düsen übertönt.
„Vernehme lymphenprickelnde Wulfgrandiosa mein universal erschüttertes Wort, gürte deine sieggewohnten Lenden mit den alles niedermähenden Strahlenschleudern deines weiblichen Kosmos.“ Der sehr erhabene und appendixgesegnete Laidgo labsurdistes bläst die Backen auf wie ein schwuler Oboist. “Entzünde die von der 9. ptolematschenden Dimension aufgeheizten Strahlschleudern der SFI-1-Atridei auf volle Triebstärke und heiße deine Krieger, ihre ionenverspritzenden Ballerdinger in die rechte Hand zu bergen. Steuere dein Raumschiff mit dem paraboloid gebündelten hyperstarken Gravitationsfeld deines Zwischenbeinigen, gewummert mit der Wucht deiner Wasserrohrzangendynamik zum Steinbruch des terrestrischen Solnhofen. An diesem Weiheort des Universums will ein Bösewicht die geweihten Spuren deiner Urgroßmutter, die in der 4. Phase der irdischen Kreidezeit vor 421.342 Jahren versteinert wurden, als die Gewaltige in einer lauen Sternennacht 242 schlangeliegende Neandertaler besamt hat, entziffern und die Menschheit über ihr Entstehen aufklären.“
Wiederum pausiert Laidgo labsurdistes, um nochmals tief frische Luft zu genießen. Das straboskopende Flammenlicht, das die popdebilierende Erhabenheit des moonwalkenden Universumperistaltierenden erzeugt hat, schaltet auf halbe Dämmerung und richtet einen salamandergrünen Spot auf Wulfgrandiosa. In dieser Beleuchtung nehmen ihre über dem Schlangenhautgürtel symmetrisch hinter einer alabasternen Nanomembran placierten Milchstraßenerhebungen die bezwingende Ausdruckskraft an, täuschend ähnlich einer kybernadischen Saugrohrformation einer deutschen Fußballerfrau, weshalb sie ins Auge der Betrachter fallen. Auf diese Weise erzeugt sie in den Betrachtern einen positiven Eindruck von sich. Wulfgrandiosas Krieger reagieren bei diesem Anblick wie es auch irdische Männer tun, wenn sie geil werden, deshalb geschieht nichts Neues unter der Sonne. Insoweit unterscheiden sich die Verhaltensmuster in der 7. Himmelssphäre nicht von einer Unterhaltungssendung bei RTL II.
„Großer Laidgo labsurdistes, ich verehre und preise Dich so unendlich wie die Ausdehnung des belanglosen Sternenstaubs am Rande des Kosmos. Ein Bösewicht, hast Du gesagt?“ lüstert Wulfgrandiosa wie ein ziegenfickender Kreter.
„Ein Irrer!“
„Ist er verschwiegen?“
„Verschwiegen.“
„Besitzt er Manneskraft?“
„Nee, er ist ein Professor!“
„Ein Professor?“ Homerisches Gelächter und ungefähr 11 Eimer voll sternenstaubumwandelnde Transzentalfürze lässt die SFI-1-Atridei erbeben. „Mit Haut und Haaren werde ich die Kanaille verjagen, um meine Urgroßmutter, die das Menschengeschlecht nach ihrem Ebenbild geschaffen hat, zu rächen! So sei es.“
Laidgo labsurdistes rückt mit einer herrscherlichen Geste den ultraviolett dimmergestrahlten Lichtkranz hinter seinem Haupt in eine breitbeinige Machoposition und grunzt hörbar aus zufriedener Seele. Noch währenddessen entmaterialisiert er sich. Zurück bleibt ein Geruch nach billigem Kümmel, gemischt mit Gurkensalat.
„Lüften!“ kann Wulfgrandiosa gerade noch ihren Kriegern befehlen, bevor sie ohnmächtig zu Boden sinkt, übermannt von ihren vorzeitig eingetretenen Tagen.
„Bitte, liebe Leute, hört mal alle her.“ Der seifige Tenor von Jens-Gunnar Jesulatschach, dem basisdemokratisch ausgelaberten Einen der Dreifachspitze der Eiweichschlaffigrünlinge vom sprunggewaffelten Planeten Gagastrietplass im Traumbild der ballaplemen Genfreien vom Alphatabloid des Anaximander, kündet seinen mit Grundsatzdiskutieren und Pulloverstricken überforderten Buntkörpern, „soeben meldet, während ich beim Möhrenraspeln meinen inneren Kompass suche, unser Weltalldurchhörer auf der Intelligenzfrequenz seines genfreien Biosynthesizers eine Nachricht von der Dimension einer kosmischen Katastrophe als ob die in Mark und Bein von bösen Strahlen getroffenen irdischen Ableger auf ihre jährliche Wallfahrt nach Gorleben verzichtet hätten. Die eintretende Schreckenskunde raubt mir den gesundgebeteten Appetit auf andauerndes Knabbern gartenfrischen Biodynamgemüses, mit zarten Händen angebaut auf dem Kompost esoterischer Abfallprodukte von glücklichen, fast zur Gänze hirnfreien Dümmerlis in den friedlichen Gärten der lebenslänglich pubertierenden Ephemeriden. Das dumme Arschloch von Laidgo labsurdistes hat vor einigen Sekunden wieder die exaltierte Dummschnalle Wulfgrandiosa bedeppert und ihren ohnehin spärlichen Verstand von guidalgeniebelter Beschaffenheit auf die Winzigkeit einer pubertären Akneblüte einer masturbierenden Waldameise refraktiert. Die blöde Tussi hat ihr Raumkampfschiff SFI-1-Atridei in Richtung unserer räucherstäbchengeschmückten Mutter Erde in Bewegung gesetzt. Mein Biosynthesizer konnte das Zielquadrat ihres Angriffs analysieren: der ganz arg böse Laidgo labsurdistes, megadebil senilisiert wie ein vom Alkohol gezeichneter Expräsident einer Weltmacht, will durch sein willenloses, sexuell noch nicht aufgeklärtes, daher nicht politisch-lesbisches, sondern schwanzgeiles Werkzeug Wulfgrandiosa im Solnhofener Steinbruch das Gedächtnis der Menschheit, die steinernen Abdrücke von wildlebenden Vögelein der Kreidezeit, die sich im dortigen organonen Lichthain veganisch ernährten, mit einer Sintflut von schnellhärtender Zementbrühe, die es in den Tanks der SFI-1-Atridei gebunkert hat, auf die Menschenwürde mit Füßen tretender Weise ersäufen.“ Jens-Gunnar Jesulatschach legt eine Pause ein, um tief Luft zu holen. Nur das Klicken der Stricknadeln und das Schlabbern von in vergorener biodynamischer Ziegenmilch eingeweichten Müslis dringt vom Planeten Gagastrietplass im Traumbilde der bellaplemen Genfreien in das Universum und vermischt sich dort mit dem vagabundierenden Sternenstaub erloschener Fixsterne. Die Schöpfung dröhnt unbeeindruckt in entvernunfter Weise der Brudersphären Donnergang durch die betörende Widergabe von Sphärenmusik, obwohl sie Sinnvolleres zu tun hätte.
„Eiweichschlaffigrünlinge“, Jens-Gunnar Jesulatschach saftelt wieder, „weint mit mir und beginnt eine ergreifende Besinnung einer gruppendynamisch gestalteten aufarbeiteten Trauerarbeit, die wieder eine ordentliche Portion gutes Karma in die Aura pumpt. Sogleich wollen wir auch mit unserer Qi-Gong-bestäubten Friedenskogge, aufgeblasen von unseren vereinigten Yings und Yangs, vom Wunsch nach Zahnpasta und WC-Reiniger aus der Dritten Welt – Zivilisation ist einfach Scheiße - und den Eruptionsfrequenzen unserer das All schmückenden Urgroßmutter sonnenpositiv rückgekoppelt verstärkt, und einer von uns aus tiefster Menschenseele verachteten Atombombe, die heller als 1000 Sonnen strahlen kann, aufbrechen. Lasst uns zu Solnhofener Steinbruch eilen, um Frieden ohne Waffen zu schaffen, nachdem wir dem brunzdummen Laidgo labsurdistes und der saublöden Wulfgrandiosa das schändliche Handwerk gelegt haben.“
Es geschah wie von Jens-Gunnar Jesulatschach gewünscht.

SHOWDOWN

Professor B. Supertieser – er leidet nicht an der Wissenschaft, aber seit der mittleren Pubertät unter einer kryptogenen Hemdenknopfallergie - ist im Solnhofener Steinbruch, auch nachdem die terrestrische Dunkelheit auf ihn hereingebrochen ist, ganzheitlich in einen seltenen weiblichen Vogel, diesen erforschend, vertieft. Mitten in dieser Forscheranstrengung wird er gewahr, dass für ziemlich genau 4,8 Sekunden die Nacht zum Tag erhellt wird. Heller als 1000 Sonnen entlädt sich ein apokalypsierender Strahlenenergieball wie damals zu den Glanzzeiten der inzwischen armaggedonierten Hethiter, wie die echten indigenen armagnacgefüllten Schamanen der originalen afrikanischen Savanne und die Feldmäuse in den Rübenmonokulturen am Niederrhein es sich erträumten. Am Firmament, auf halbem Weg vom Uranus zu 136° Ost der linken Ecke der Milchstraße, breitet sich rötlicher Schimmer wie eine mit Eidotter vermischte Lache von Hagebuttentee aus. Unter einem Mordsgetöse aus seinen protuberierenden Düsen setzt ein photonometrischer Stahlkoloss – die SFI-1-Atridei, was B. Supertieser nicht weiß – etwa 32 Fuß von ihm entfernt auf die Erde auf und klaftert sich sofort auf. Professor B. Supertieser hatte keine Chance, mit der Feststellung zu beginnen, dass das in seiner Nähe gelandete Raumschiff nach der Denkschablone des im Solnhofener Steinbruch in gut erhaltenen Resten verbreiteten „Archeopteryx“ – seinerseits als Bauprinzip von einer Zeichnung da Vincis abgekupfert - gebaut ist, denn weitere Ereignisse überstürzen sich auf dem Fuß. Begleitet von ohrenbetäubendem Resonanzdröhnen in der Art der lauten Stellen in einem Stück von John Cage öffnen sich drei riesige Ladeluken, aus denen sich violett glühende, anthroposophisch geformte Tanks entwickeln. Allerdings weiß der Professor nicht – das Wissen eines irdischen Professors ist sehr begrenzt, das ersehen wir aus diesem Beispiel -, dass die Behälter bis zum Rand mit einer Zementschnellhärterpampe gefüllt sind, mit der die Bösen aus dem Kosmos den Solnhofener Steinbruch zuplempern wollen. Wüsste er das, wäre er sicher bis über die Hutschnur empört. Deshalb erleidet er noch keine peripathetisch endokrine Konvulsion der oberen Hälfte seines Dickdarms – dieses Geschehen wird erst 03:36 Minuten später der Fall sein -, sondern schaut mit seinem wissenschaftlich geschulten Auge („Auge“ sagt man in solchen Fällen, obwohl man beide meint) auf das, was da vor sich geht. Auf einer heruntergeklappten Rampe entströmt der SFI-1-Atreidi eine beträchtliche Schar von saublöd dreinschauenden Wesen, die mit phantasievoll gestyltem Kriegsspielzeug behängt sind. Ein Bild wie ein in seiner Struktur chaotischer Parteitag der Piratenfreaks. Der Typ mit einer Neoninschrift JB 600 auf seiner smokingartigen Uniform baut Männchen vor Professor B. Supertieser und bellt in pervers preußischem Tonfall: „Ich bin Johannes SechsNullnull – Johannes Blond. Ich bin da, um die Urgroßmutter von Wulfgrandiosa zu rächen und diesen Steinbruch vollzuspritzen.“ „So, so“, meint der Professor, „wegen solch einer Lümmelei werde ich bei meiner Forschungsarbeit an einem seltenen weiblichen Vogel gestört. Hast du überhaupt eine Steinbruchvollspritzlizenz?“ Es dauert gut 38 Sekunden bis diese Frage bei JB 600 durch die Leitung kommt. „Seine Majestät hat mir die Lizenz zum Tö …“ Weiter kommt das besoffene Arschloch nicht, denn vor einigen Sekunden hat es sich auf der SFI-1-Atridei ein zweiter geheimnisvoller Raumflugkörper sehr bequem gemacht. Dabei bringt dieser offensichtlich, er sollte sich dessen schämen, pfui, das macht man doch nicht, einen selbstreferentiellen Kugelmechanismus mit universumabstrahlender Sekretverlagerung zur Anwendung. Aus ihm steigt unter Rauchabsonderung ein Marschlugkörper in der Gestaltung eines terrestrischen Riesenrüttlers für die Verfestigung von Straßenuntergründen auf, placiert sich über der Gesprächsgruppe. Im Augenblick senkt sich, ohne zu zaudern oder gar zu zagen, der Riesenrüttler nieder und rüttelt und schüttelt sich 3x kräftig. Infolge dieser Aktivitäten nehmen JB 600 und die Blödiane seiner Gefolgschaft die Höhendimension und Konsistenz einer hochflorigen Auslegware an. Diese wallt noch einmal unter Blasenbildung kräftig auf, dann verduftet sie, ohne Rückstände im Solnhofener Steinbruch zu hinterlassen, Richtung sphärenklängedurchtöntem Weltraum. Während der Professor diesen Event von Weltraumspektakel betrachtet, ohne ihn in seiner ontologischen Struktur teleologisch zu begreifen, obwohl er sein gesamtes hermeneutisches Analysevermögen einsetzt, geschieht noch etwas. Die zuletzt in die Szene gelangte Raumfähre schleudert ca. 385.000 kleine Projektile, wie roter Kaviar von der Krim sehen sie aus, die nach Gift und Galle riechen gleich dem megabeschleunigten Allsubstrat im Sternbild des räudigen Affen, zu den Tanks mit der Zementschnellhärtepampe. Kurz knurren und bellen hypertönende Megastrahlen mit ihren gigatomaren Vulkanfrequenzen. Da zerstäuben die Tanks auch schon samt Inhalt zu gläsern eingeglasten Marschflugkörperchen. Unter gewaltigem Stöhnen und Ächzen rasen die Dinger wie von der Tarantel gestochen aus dem Solnhofener Steinbruch fort nach oben. Professor B. Supertieser nimmt 11 Sekunden später wahr, wie sich die verglasten Bröckelchen der früheren Zementschnellbinderpampe als parabolförmige Elemente um den 3. Ring des Saturns ringeln und von diesem Standort die Kassiopeia samt ihren Aszendenten verdunkeln. Einen kurzen Augenblick dauert es noch bis sich unter dem Einfluss einer von der guten Raumfähre entrollten Peace-Fahne beide Flugkörper entmaterialisieren.

Als ob nichts gewesen wäre liegt der Solnhofener Steinbruch da. Vom Himmel dröhnt eine freudige Stimme mit sympathischer Bariton-Modulation: „Sie ist gerettet!“ Womit sicher das seltene weibliche Wesen gemeint ist, dessen Erforschung Professor B. Supertieser wieder seine volle Aufmerksamkeit widmet, obwohl sich nun die vor einiger Zeit erwähnte peripathetisch endokrine Konvulsion der oberen Hälfte seines Dickdarms störend wie ein jäher Anfall an der Prostata bemerkbar macht.
"Wahre Satire verletzt nicht - sie tötet."
Lec
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