Der lange Weg nach Hause
Er kommt auf Erden an - behütet; sein Hut ist zauberhaft und wunderbar. Das merkt er anfangs nicht. Er nimmt ihn als Selbstverständlichkeit. Er gehört zu ihm.
Andere machen ihn auf seinen Hut aufmerksam. Sie sagen: Oh, dieser Hut ist zauberhaft und wunderbar. Sie sagen es ihm zu oft; da fängt er an, den Hut zu hassen. Er wird ihm fremd; er wird sich fremd. Versuche, sich seine Kopfbedeckung vom Kopf zu reißen, scheitern: Der Hut bleibt ihm. Er schaut nicht mehr in den Spiegel. So sieht er den Hut nicht. Er hüllt sich ein in Nebelschwaden, damit auch die Anderen seinen Hut nicht mehr sehen. Doch der Hut bleibt. Die Zeit verrinnt.
Er zieht in die Welt, will alles unter den ungeliebten Hut bringen. Die Welt ist groß, die Welt ist klein. Er trifft welche mit Helmen und die sind Hutmacher besonderer Art. Wie deren Kopfbedeckung, wird sein Hut stählern. Die Welt ist groß - seine passt nun in einen Fingerhut. Kleine Welt, die ihm, dem so Gehärteten, Heimat und Schutz bietet, vor dem Fremden, vor den Anderen. Die Zeit verrinnt.
Mit dem Zauberer, den er trifft, redet er über die Arten von Kopfbedeckungen, auch über den eigenen Hut, den fast vergessenen. Der Zauberer sagt nicht: Dein Hut ist zauberhaft und wunderbar. Er sagt: Behutsamkeit. Dieses Zauberwort nimmt er mit auf seinem weiteren Weg.
Die mit den Ledermützen nennen ihn Bruder. Das Material ihrer Mützen wirkt verführerisch, weich und anschmiegsam. Mit dem übergestülpten Leder auf seinem Kopf reist er von Stadt zu Stadt. Das Leder, von Gurten gehalten, sitzt eng am Kopf und hindert ihn, die große Welt zu begreifen. Die Zeit verrinnt.
Vor langer Zeit trug einen Harnisch. Das aufklappbare Visier seines Helmes war komfortabel genug, um seine kleine Welt zu überschauen und auch, um sich zu schützen. Er zog in Schlachten für seinen König und kämpfte in Turnieren um die Ehre. Nur ein einziges Mal gelang es seinem Gegner, ihn zu verwunden. Es war sein letztes Gefecht. Die Zeit verrann. Als er erneut auf Erden ankommt, ist er behütet; sein Hut ist zauberhaft und wunderbar.
Die Versuche, seinen Hut gegen die Kopfbedeckungen Anderer einzutauschen, scheitern allesamt. Er bedeckt sich mit deren Kappen, Baskenmützen, einem Filzhut - alle sehen seinem Hut in äußerer Gestalt ähnlich. Keine von diesen passt, denn sie sind ihm fremd. Die Zeit verrinnt.
Vom Tragen fremder Hüte hat er genug. In einer kleinen Gasse eröffnet er ein Hutgeschäft. Vor seiner Tür die Welt, die große. Er kreiert eigene Hüte, behutsam probiert verschiedene Materialien aus, verwendet Stoff, Leder, Pelze und Stroh. Er verkauft kaum Hüte, doch darauf kommt es nicht an. Sein Reichtum ist ein anderer. Seine Hüte sind ausnahmslos zauberhaft und wunderbar. Sie gehören zu ihm. Wenn seine Welt wieder zu klein wird, lüftet er kurz seinen Hut und bindet ein farbiges Bändchen dran.