Das mit dem Denken




Belletristik und Lyrik aller Art

Das mit dem Denken

Beitragvon Kariologiker » Mi 19. Mär 2014, 08:14

Nun, dass mit dem Denken, übrigens, ist nicht so einfach wie man denkt. Niemand denkt natürlich, dass er nicht denke, was zur Folge hat, dass das Denken eine denkwürdige Angelegenheit ist. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Denken schon als Gedanke eine geistige Leistung voraussetzt, etwas in Erfahrung gebracht zu haben und es als Erfahrungen gesammelt zu haben, um … die als Grundlage des Denkens unabdingbar ist. In dieser Zeit des Sammelns und Jagen nach Informationen ist die synaptische Verknüpfung der Zeitraum, in dem Denken wohl in seiner reinsten Form vorkommt.
Ich behaupte von mir eher, dass ich die Informationen in einem, mir zur Verfügung stehenden Maß an Verstand, dazu benutze, meine Schlüsse zu ziehen. Man könnte es Denken nennen. Aber es ist nicht immer das gleiche Denken, dass den Gedanken, die man meint zu denken, auch entspricht. Vielmehr erweckt es immer häufiger den Eindruckt, dass Gedanken, die reflektiv einem Geschehen zugeordnet werden, für viele schon Denken bedeutet. Wenn es denn so sein soll, könnte ich es auch nicht ändern. Aber bevor man meint, Denkergüsse in öffentlicher Form zu "Gehör" zu bringen, ist es vielleicht ratsam, das Denken zu überdenken. Niemand ist unfehlbar. Vielmehr aber sind wir fehlbar. Ist man sich dessen erst bewusst, wird Denken zu dem, was wir denken, das es etwas mit Denken zu tun haben könnte.
Leider gibt es eine Form von Denken, deren Gedanken scheinbar einer gezielten Desinformation dienend, eher dazu verleiten, dass man ‚das Richtige’ denkt. Denn wo kein Kläger, da auch kein Richter ist und so wird denen, die das denken, von dem wir denken, dass es Denken ist, von jenen genutzt, die denken, dass unser Denken ein Denken ist, dass sie erdacht haben. Wir denken in konditionierten Gedanken uns in eine Denkweise, das sich der Konvention entsprechend mit dem beschäftigt, was wir denken dürfen, was wir denken sollen. Doch ist das dann noch Denken?
Gäbe es noch den reinen Ansatz der Aufklärung, also jene hehren Worte von Descartes, „Ich bin, als denke ich.“, es bliebe uns einiges erspart. Vieles wäre denkbar einfacher, wenn wir wieder so denken würden, wie sich Denken als Mittel zum Zweck benutzen ließe und nicht als Gebetsmühle vorgedachter Gedanken. Dabei dürfen wir ruhig fehlbar sein und sollten uns unseres Informationsmangels nicht schämen, wenn wir denn konsequent an das Glauben, was wir bedenken.

Selbst wenn wir Gedanken anderer übernehmen, so sollte es gestattet sein, auch wenn diese Personen über jeden Zweifel erhaben sind, dass diese Gedanken nicht propagandistischen Natur zuzuordnen werden könnten und einen populistischen Zweck erfüllen, dem dieser dann gerecht wird, wenn wir ihn denn dann als kritiklos übernehmen und mit damit versuchen weiter zu denken, ihn in unsere kausale Kette aufnehmen. Scheinbar ein Falle, in die man besonders heute, in der medialen Vielfalt an Informationen unweigerlich tappen kann, wie in jedes andere beliebige Fettnäpfchen.

Ich bin fehlbar und ich weiß das sehr genau. Zumindest denke ich es von mir. Da hilft es auch wenig sich beständig zu informieren, sich sowohl eine als auch die Gegenseite zu betrachten, das Für und Wieder abzuwägen. Doch Vorsicht. Schon der nächste Gedanke sollte auf das Denken überprüft werden und sollte er unbedacht den Hauch eines Gedankens erkennen lassen, den man vermeintlich schon kennt, ist spätestens dann die Frage berechtigt, wer diesen Gedanken zuerst gedacht hat und was er uns damit sagen will.

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Re: Das mit dem Denken

Beitragvon gnies.retniw » Mi 19. Mär 2014, 23:34

Lieber Kario,

da muss ich drüber nachdenken ...

Der Text hat es in sich ... Besonders die Passage über die (mediale) Manipulation unseres Denkens ... Etwas, worüber ich auch sehr oft nachdenke, und hoffe, meine eigenen Gedanken zu den Dingen, die uns präsentiert werden, entwickeln zu können ... Oft genug das Gefühl habend, es sei ein Trugschluss ...

Auch die Crux des Denkens um der Gedanken willen und wessen Gedanken wir denn so denken, finde ich sehr anregend.

Und so frage ich: Was war zuerst da? Der Gedanke oder das Denken?

Herzliche Grüße von Signe
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Re: Das mit dem Denken

Beitragvon jupp » Do 20. Mär 2014, 11:27

„Cogito ergo sum“.
Descartes erläutert sein dictum: „Für mich ist der menschliche Körper eine Maschine. In Gedanken vergleiche ich einen kranken Menschen und eine schlecht gemacht Uhr mit unserer Idee von einem gesunden Menschen und einer gut gemachten Uhr.“
(Descartes, zitiert in: Fridjof Capra, Wendezeit, S. 61)
Wenn man diese Auffassung so interpretiert: der Mensch ist nur Vernunft/auf Reize reagierende Maschine, sind wir beim mechanistischen Weltbild.

Indes, indem Kario die Erfahrungen anspricht, die der Sammler und Jäger gemacht und synaptisch verknüpft hat, wendet er sich löblicherweise gegen Mechanistisches, das konditionierte Reaktionen auf Reize für Denken hält. Der Mensch ist ontologisch kein Pawlowscher Hund oder eine Skinnersche Ja-Nein-Maschine. Erfahrungen, die allenfalls am Rand mit Vernunft zu tun haben, Emotionen, Ästhetik, metaphysische Erlebnisse … leiten ihn.
Wir sind bei Pawlow, den Kario angreift: „dass Gedanken, die reflektiv einem Geschehen zugeordnet werden, für viele schon Denken bedeutet“. Krim, wieviel konditioniertes Denken wird in den Medien platt getreten, Kalter Krieg mit seinen manichäischen Schablonen USA/Westen gut, Putin schlecht und böse. Ich denke an den Beitritt der DDR, die Teilung der Tschechoslowakei, Nordirland, an die Aufspaltungen Jugoslawiens, Religionskriege, gewaltsames Ende von Diktaturen und Kolonialherrschaft … Denken, wie Kario es versteht, statt heißer Luft banal inhaltsleerer Worthülsen wäre bitter notwendig. Denken über die Ursachen (geopolitisches) Machtstreben, sichern und ausdehnen von Einflussbereichen.

Wunderbar finde ich den Wunsch nach kritischem Denken, den ich für einen der Eckpfeiler einer Streitkultur halte. „Niemand ist unfehlbar“, überzeugende Argumente sind mir Anlass, meine Meinung zu ändern. Ich bin souverän, nicht „Gebetsmühle vorgedachter Gedanken“.

Herzliche Grüße
Jupp
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Re: Das mit dem Denken

Beitragvon Kariologiker » Do 20. Mär 2014, 20:48

Ich denke, dass ich an dieser Stelle jenen danke, die mitdenken und natürlich auch jenen, die nach dem Durchlesen vielleicht noch weiter denken und sich ihren Teil dann nur denken, was allemal ausreicht, zumindest mir reicht.

Diesen Text habe ich in Etappen geschrieben und meist dann weiter daran geschrieben, wenn mir besonders eine Meinung aufoktruiert wurde. Eben jene, die so auffällig gut maskiert waren, dass erst Kabarettisten oder Analytiker und besonders Freidenker mir aufgezeigt haben, in welches Fettnäpfchen ich selbst getreten war.

Der mediale Propagada-Müll ist dabei mir besonders ins Auge gefallen. Hierbei ist die GroKo mit ihren Lügen und den fast an Dämlichkeit grenzenden Versprechungen, die jetzt alle nichts taugen und zur gegebenen Zeit gerade einmal dazu dienten Stimmen zu fangen. Wäre das noch als taktisches Kalkül akzeptierbar, so sind die Ansprüche, die jene Großkotz Politiker heute an den Tag legen geradezu absurd. ICH habe NIEMANDEM und besonders den Dummköpfen von der GroKo einen Regierungsauftrag gegeben.
Mit diesem kleinen Trick versucht man mir Schuld in die Schuhe zu schieben. Doch ich war's nicht. Ich schwöre ...ab! Doch wer jetzt anfängt zu denken, muss sich gewaltig in den Hintern beißen, ob der Wahl die er getroffen hat.

Warum gehen Deutsche nicht streiken, werde ich oft gefragt und die Antwort heißt: Weil sie es selbst Schuld sind. Diesem Quatsch von Proganda aufzusitzen ist der Anfang des Duckmäusertums und ich ertappe mich stets selbst als ersten, der wegen seiner Dummheit, seiner Gutgläubigkeit und seinem Optimismus sich auf den selbigen setzt.

So schlimm es sich auch anhört, sich ließt, wir werden uns noch so viele Gedanken machen können, Erfahrungen sammeln und ein bisschen aufmerksamer sein als andere, wir bleiben immer einen Schritt hinter jenen, die uns manipulieren. Die Konstrukteure von Proganda haben das ganze Repertoire der Psychoanalyse bis hin zu Kauf- und Essgewohnheiten so gut durchschaut, dass man unweigerlich erst auf den zweiten Blick sich gewahr wird, dass man uns benutzt.

Ja, Signe und ja, Jupp,
wir sind die Betrogene der Aufklärung, werden uns im Missverständnis von Descartes wieder vereinen und neue gemeine Tricks kennen lernen. Jeden Tag auf's neue und das immer wieder und erstaunt uns umschauen, ob es nun Wirklichkeit ist oder nur ein Schreckgespenst.

Danke für Mitdenken
Kariologiker

Ja,
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Re: Das mit dem Denken

Beitragvon jupp » Fr 21. Mär 2014, 10:30

Ich will bald darauf antworten. Sofort jedoch Georg Schramm.

http://www.youtube.com/watch?v=bEQfzTYd2Ps

Herzliche Grüße
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Re: Das mit dem Denken

Beitragvon Kariologiker » Fr 21. Mär 2014, 12:11

Ja ... die emotionale Pissrinne...

Das ist die Macht der Sprache - das macht Schramm mit der Sprache. Er gehört u.a. zu denen, die mich stets mahnend wecken und erschreckt fühle ich mich wieder ertappt...
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Re: Das mit dem Denken

Beitragvon jupp » Sa 22. Mär 2014, 19:37

Nach dem Ausflug zur Sprachgewalt von G. Schramm melde ich mich mit der mir eigenen Simplizität der Sprache.

Angesichts vieler herrschenden Zustände – Kario hat einige genannt – kann (muss) man in berechtigten Zorn geraten.
Allerdings, wir sollten die Schönheiten nicht vergessen. Ich denke beispielsweise an die exorbitanten Segnungen des Wohlfahrtsstaates, auch an die Stille und die „kleinen Freuden“. Signe hat mit ihrem Bild ein wunderbares Beispiel der „schönen Welt“ gegeben.

Herzliche Grüße
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