Das Haar in der Suppe




Belletristik und Lyrik aller Art

Das Haar in der Suppe

Beitragvon jupp » Do 12. Dez 2013, 10:53

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DAS HAAR IN DER SUPPE

Es war einmal, es war damals wie im Märchen, doch es war nun einmal die bare Wirklichkeit. Schon lange hatte ich es kommen sehen, dennoch war ich überrascht und erstaunt, als ich es fand.

Vorgestern, an einem ganz gewöhnlichen Samstag, als es bei uns, wie gewöhnlich, Erbsensuppe gab, kam es in die Wirklichkeit: das Haar in der Suppe. Man mag es glauben oder nicht, ich habe überhaupt nichts gegen Erbsensuppe am Samstag, an dem es sie gewöhnlich gibt. Ich liebe sie sogar, ebenso wie ein Haar, wenn beide an der Stelle vorhanden sind, an die sie gehören. Doch die Kombination der beiden in einem tiefen Suppenteller finde ich sehr degoutant. Das ist das Schicksal der sensiblen Ästheten, dem ich auch gegenüber meiner Frau in deutlich gefassten Worten Ausdruck verlieh.

„Wie oft, meine Liebe, habe ich Dir schon gesagt, dass Du aufpassen sollst!“
„Wie oft, mein Liebster, habe ich Dir schon geantwortet, dass ich immer aufpasse.“
„Ja, mein Schatz, das hast Du mir schon tausendmal zugesichert, aber nie hältst Du Deine Versprechungen. Wie könnte sonst ein Haar in die Suppe kommen?“
„Schatz, Deine Pingeligkeit kann einem gesunden Menschen auf die Nerven gehen. Du bist der Typ, der in jedem Heuhaufen eine Nadel findet!“
„Liebling, für einen sensiblen Ästheten gilt nun mal das Gebot, dass einem normalen Menschen eine Nadel im Heuhaufen, sowie ein Haar in der Suppe degoutante Gräuel sind.“

Das Leben ist ein steiniges.
"Wahre Satire verletzt nicht - sie tötet."
Lec
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