Quatschbuch




Belletristik und Lyrik aller Art

Quatschbuch

Beitragvon jupp » So 15. Mai 2016, 09:15

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Das „Quatschbuch“ (bei amazon.de, wie alle meine Bücher) ist meiner Meinung nach mein interessantestes, schönstes und vergnüglichstes Buch geworden. Gleich das erste Kapitel, das gleich folgt, ist eine Persiflage auf das oft anzutreffende wolkige Geschwurbel der Kunstjournaille; eine figgteave Besprechung einer figgteaven Ausstellung von Nee Popelubu.

Bügeleisen in Trauer
Eine figgteave Rezension


Gerade setze ich meine Füße subtil in den Flur des Bauhofs der Gemeinde Unterdorfheim, augenblicklich überwältigt mich, gleich dem Blick auf die exaltierte Extravaganz einer vergilbten samtenen Bordüre, zutiefst existentielles Fragen: Wer und wo bin ich? Und wenn ja, wie viele Rollmöpse passen in ein Einmachglas? Ich erfahre hautnah und unter diese gehend das Elektorat einer disparaten Emergenz. Mir bleibt die Spucke im Halse stecken. Eine extreme Dimorbität durchpulst meinen Cortex, ich werde gefangen genommen von einer heuristischen Eindrück-lichkeit angesichts der hermeneutischen Hervorbringungen Nee Popelubus, evokative Kunst-werke von Weltniveau, Expropriationen philosophischer Pipilogizität und präindikativer Sack-gassität, die in diesem Flur bis zum 25. Mai ausgestellt sind. Virile Adorabiliäten einer vollendeten Entfaltung sternenbestaubten Karmas gleich einer vaginalen Extrapolation von kalodermischer Delikatesse. Ach, hätte ich in dem Flur jetzt jemanden neben mir, um mich zu öffnen, sich einzubringen und auszutauschen.
Mit meinem feinen Gespür für die kosmisch-metaphysische Strahlkraft und Konsikuitäten erahne ich die den Manifestationen von Nee Popelubu auf Papier entströmende schier lemurenhafte Ansammlung von Formen und Farben, durchsetzt von collagehaften Bildelementen von monastischer Modulation. Das muss man sehen! Die Wahrhaftigkeit der Linie, die Reinheit der geschlossenen Form! Den Kunstwerken entströmt ein mit glücklicher Hand geschaffener apokalyptischer Hauch finaler Gewissheit und eine endokrine Sicherheit, dass eine kundige Hand für die Aufhängung an der aus hartem Stein gemauerten Wand Sorge getragen hat. Der begnadete Künstler Nee Popelubu verfügt, ich sehe das an den ausgestellten Bildern, über ein gewaltiges, schier endloses Ausdrucksspektrum von stupend plattierter Dimensionalität mit deutlichen Anmutungen der archaischen Formungen des Inselreichs in der Südsee, ihn kennzeichnet herkulische Schaffenskraft zeitgemäßen künstlerischen Wirkens, das den schmalen Flur des gemeindlichen Bauhofs mit seinen imposanten Betonplatten auf dem Fußboden füllt. Meinem Einfühlen will es scheinen, als seien die Bildungen von Nee Popelubu von titanischen Kräften und Konvulsionen aus der unergründlichen Tiefe des Kosmos hierher in den Flur des Bauhofs von Unterdorfheim geschleudert worden, derart türmen sich sowohl ganze, unversehrte, als auch fragmentierte Kreise, Rechtecke und organische Formen zu Gebilden und Gebirgen eigenen Charakters auf. Plötzlich verstehe ich, weshalb Hegel von der Inkubation des Weltgeistes besessen war. Die Arbeiten von Nee Popelubu legen davon ein beredtes Zeugnis ab. Das Licht der brennenden Fackel, das der Künstler mit seiner Palette zum Leuchten bringt, ist die wahre Aufklärung, die den Weg zum Ausgang zeigt: sie enthüllt die mysteriösen Geheimnisse der Welt, die da west. Sie exemplifizieren und reflektieren mit ihrem pittoresken Placement das gravitätisch paralipomene Raunen des Weltgeistes in der allürenden Phase seines postkompetenten Höhepunktes.
Zarte und rätselhafte Lineaturen und Graphismen künden sotto voce ihre geheimnisvolle Botschaften. Höre. Filigrane Linienknäuel erinnern mich an die postontologische Struktur des So-So-Daseienden, mit der Zeit in die Welt geworfen.
Ein gewaltiger orgiastischer Farbenrausch singt seine synthetische Symphonie in den schmalen Flur des gemeindeeigenen Bauhofs, gleichsam eine Reflexion und irisierende Reinkarnation menschlicher Befindlichkeiten der Leute draußen in diesem unseren Land. Sind sie bei sich? Die Frage drängt sich dem kundigen Betrachter der außergewöhnlichen Werke von Nee Popelubu auf. Offene und geschlossene Formen von paradiesischer Schönheit zeugen als archaische Sinnbilder von unserem Be- und Empfinden zugleich und überraschen mich durch ihre kristalline Anmutung und Affirmation von kariöser Oszillanz und Stringenz. Das Gesehene bildet gleichsam die Essenz der historischen Wirkungsmacht eines wunderbaren Amalgams aus Altem Testament, Bhagavad Gita und Koran (in der Übersetzung von Horst Bäcker).

Man sollte die Ausstellung zweimal besuchen. Soldaten und Behinderte zahlen nur den halben Eintritt.
Christine von und zu Kümmerling
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