Kreativwettbewerb




Belletristik und Lyrik aller Art

Kreativwettbewerb

Beitragvon jupp » So 18. Jan 2015, 19:35

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Eine wahnsinnig kreative Idee

Vergangene Woche, genauer letzten Donnerstag als ich um 10.23 Uhr …, nee, so genau auch wieder nicht, also vergangene Woche las ich im Regionalteil meiner Heimatzeitung die Anzeige einer Kreativmesse. Da wurde ich sehr neugierig. Was ist kreativ? Wär’ das was für mich? Wo kann man die Kreativität eventuell kaufen? Also fuhr ich in die Kreisstadt, wo die Kreativmesse auf Weltniveau, wie die Heimatzeitung schrieb, stattfand.
Die Kreativmesse wurde nicht von einer Partei veranstaltet, kein Politiker stellte sich aus, die von der Leier war im Nahen Osten für Heckler & Koch am Verkaufen, der Bundespastor hielt nicht die Eröffnungspredigt: mit dem Recht einer Fuge durfte ich daher meine Erwartungen hochstecken.

Ich habe auch etwas von der Messe mitgebracht, eine wahnsinnig kreative Idee für einen Wettbewerb, der hiermit stattfindet. Gefunden werden soll eine Idee, die drei Bedingungen erfüllt: die Idee für ein neues Produkt muss a) neu, b) sehr einfach zu handhaben und c) wahnsinnig witzig sein.

Zu a) neu. Damit auch die Fäns von Pegida und der AfD und der rechte Flügel der CSU das verstehen, will ich „neu“ erklären. „Neu“ bedeutet, dass es das noch nicht gibt. Zum Beispiel sind Bier, Tankstelle, Deutschland und die Offiziere an der Führungsakademie der Bundeswehr bereits bekannte Dinge. Sie sind daher keine Lösung.
Zu b) sehr einfach. Zum Beispiel sind Furzkissen, Stinkbombe oder der Pofalla und der BND nicht kreativ, die Doppelspitze der Grünen ist zwar sehr einfach, jedoch nicht neu. Diese Beispiele zeigen uns deutlich, dass der Wettbewerb sehr schwierig ist, das Können von Politikern deutlich übersteigt.
Zu c) wahnsinnig witzig. Gedacht ist an etwas, das zum sinnlosen Schenkel klopfen verführt. Dafür muss es so geistlos sein wie die Büttenreden von Mainz und Köln, die bald wieder alle Kanäle von ARD und Zweitem überschwemmen. Ich weiß, es ist extrem schwierig auf ein solches Niveau hinabzusteigen. Wäre das Dschungelcamp nicht so uralt, wäre es zum Wettbewerb zugelassen.
Ehe ich es vergesse, nichts über den Islam. Die Panzergeschäfte mit den Saudis und dem Jemen stehen kurz vor dem Abschluss. Es wäre nicht sehr witzig, die Gespräche durch die Verbreitung von Wahrheiten zu stören.

Herzliche Grüße
Jupp
"Wahre Satire verletzt nicht - sie tötet."
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von Anzeige » So 18. Jan 2015, 19:35

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Re: Kreativwettbewerb

Beitragvon gnies.retniw » Mi 21. Jan 2015, 09:21

Lieber Jupp,

die Karrikatur Mohammeds in der neuesten Ausgabe von "Charlie Hebdo" kann sich für den Kreativwettbewerb dann auch nicht bewerben.

a) neu: eben nicht
b) sehr einfach: ja - gerade zu simpel
c) wahnsinnig witzig: leider auch nicht

Wenn es nicht einmal eine Nischenzeitschrift schafft, die vorher kaum jemand kannte, geschweige denn las bzw. kaufte, was bleibt dann an Bewerbern?
Vielleicht die "Berater" der Jobcenter? Die sind in ihrer Kreativität nicht zu stoppen. Fallen aber spätestens bei der Prüfung von c) aus dem Rennen. Tja ... dann weiß ich auch nicht ...

Herzlichen Gruß von Signe
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Re: Kreativwettbewerb

Beitragvon jupp » Mi 21. Jan 2015, 15:19

Liebe Signe,

bei der aktuellen Diskussion trenne ich zwei Themenbereiche: die Meinungsfreiheit und das Niveau von Charlie Hebdon.

Die perverse Metzelei von Paris darf in keinem Fall das grundgesetzlich verbriefte Recht auf Meinungsfreiheit einschränken. Die einzige Einschränkung ergibt sich aus den Grenzen, die die Verfassung setzt.

Bei der Diskussion des Niveaus von Charlie Hebdon ist zunächst die französische Tradition beachtlich, in der harte Satire üblicher als in Deutschland ist. Das gilt ganz besonders für die Lust, mit der in einem laizistischen Staat die Religionen (vorab die katholisch-christliche) lächerlich gemacht werden.
Dem Bericht eines Insiders (er hat in Charlie Hebdon veröffentlicht) in der Neuen Züricher Zeitung entnehme ich, dass Charlie Hebdon mit Vorliebe die „unterste Schublade“ bediente, im Schlamm wühlte. So bezeichnete er einmal Madonna als „Loch mit viel Silikon drum herum“. Solche Ferkeleien sind nicht mein Geschmack, obwohl ich durchaus eine „harte“ Gangart bei meinen Satiren gewohnt bin. Menschen sollen nicht niedergemacht werden, Religionen lächerlich machen - ja, jedoch mit dem nötigen Respekt im Hintergrund. Ich sage „sollen“, daraus ergibt sich nicht die geringste Einschränkung der Meinungsfreiheit. Auch Geschmacklosigkeiten und Unanständiges haben das Recht, veröffentlicht zu werden.


Herzliche Grüße
Jupp
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Re: Kreativwettbewerb

Beitragvon jupp » Mi 21. Jan 2015, 20:49

Liebe Signe,

ich Idiot. Warum nur habe ich mich nicht auf Deine kluge Analyse verlassen. Ich habe nochmals recherchiert und nachgedacht. Vertane Zeit. Ich habe keine für den Kreativwettbewerb geeignete Kandidaten gefunden. So müssen die wenigen Scharfdichter wieder alles selbst machen. Natürlich ohne Wettbewerb.

Herzliche Grüße
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Re: Kreativwettbewerb

Beitragvon gnies.retniw » Sa 24. Jan 2015, 17:11

Lieber Jupp,

in deiner Einschätzung von Satire im Allgemeinen und von Satire im Speziellen (hier mit dem französischen Hintergrund) gehe ich voll und ganz mit. Die Folge dessen ist ja in deiner Signatur zu lesen: "'Wahre Satire verletzt nicht - sie tötet.' Lec" ... Wie wahr, wie wahr ...

[Auch wenn mir klar ist, dass dieser zitierte Satz über die Satire anders gemeint sein sol ...]

Grüßchen von Signe
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