Jupps Kulturscheune

[jupp]

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Viele gute Mensch haben mir frohe Weihnachten gewünscht. Daher bin ich jetzt sehr fröhlich. (Bin ich übriges fast immer.)

In der gemäß Überlieferung fröhlichen Weihnachtszeit verhalten sich die traditionsvergessenen Menschen, zum Beispiel die Einzelhändler und die sitzenröckchentragenden Kapaune, nicht die ganze Zeit über weihnachtlich. Das ist nicht vorbildlich, denn da unten in Afrika hungern doch die schwarzen Kinder. Aber die voll gestressten Früchte der Schöpfung in diesem unserem Land vollziehen auch Handlungen, von denen das Christkind nach christlicher Überlieferung not amused ist. Dieses traditionsbrechende Verbrechen – es wird nicht mehr heimlich bei gelöschtem Licht außerhalb des Blickfeldes von Kindern getrieben und samstags gebeichtet, sondern zu deren neugierstillendem Wohlgefallen im vollen Licht der Wohnungsbeleuchtung - wird von den Soziologen mit eifrigem Interesse in Feldforschungsprotokollen festgehalten. Nachdem es strengen Analysen unterworfen wurde, werden in Beratungsgremien und Enquetekommissionen Berge von Papier als „Gutachten“ bedruckt. In einer Kurzfassung in drei Bänden zu je 850,- Seiten (Professoren erhalten Zeilenhonorare) gelangen die Erkenntnisse der Wissenschaft in die Hände der Regierung. Wird diese von den christlichen Parteien beherrscht, weiß sie, was sie im nächsten Jahr per Gesetz verbieten muss. Das ist zwar abwegig, aber der Lauf der Dinge. Geschenke. Christliche.


Leute, seid Ihr total bescheuert? Ich dachte, wir hätten Rezession, Finanzkrise, und müssten den Gürtel ganz eng schnallen, hätten Null Haushalt. Pustekuchen. Da wird in der Vorweihnachtszeit im Supermarkt für sauteures Geld frischer Spargel aus Peru angeboten. Und gekauft. In Deutschland, das Musterknabe beim Klimaschutz sein will, von Verbrauchern, die angeblich aus Sorge um die Zukunft Kaufzurückhaltung ausüben.

Leute, wollt Ihr wirklich vergessen, wie köstlich der jetzt spottbillige Rotkohl schmeckt? Mit einer kräftigen Prise Zimt und dem Saft einer halben Zitrone als Wonne zu Rouladen und Kartoffelbrei.

Leute, schreibt doch einmal auf Eueren Geschenkzettel nur das, was Ihr wirklich braucht (das Geschenk von einem Luxusartikel, an dem Ihr großen Spaß habt, bringt das Christkind). Das genügt doch.

Leute, Ihr nennt Euch stolz „aufgeklärte Verbraucher“, doch Ihr fällt auf die billigsten Tricks des Werbeschunds herein. „Kauft zwei, zahlt drei!“ ist das Verbraucheranalphabet.

Leute, warum seid Ihr wütend auf mich? Weil ich Euch mit der Wahrheit beschimpfe? Und dabei noch fröhlich bin?

Herzliche Grüße
Jupp

[sissi]

Nein, lieber Jupp, mich wundert nicht, dass du fröhlich bist ... lächel.
Spargel aus Peru oder vielleicht Rosen im Winter aus Kenia. Ich mußte lächeln... ja, bei mir gab es tatsächlich Rotkohl, Rouladen und Klöße ... immer wieder lecker.
Dir und allen Scharfdichtern wünsche ich einen guten Beschluß. Vielleicht wird das Jahr 2015 ein Jahr für die Menschen, ich gebe die Hoffnung nicht auf.
Herzlichst
sissi