Falsche Eitelkeiten




Belletristik und Lyrik aller Art

Falsche Eitelkeiten

Beitragvon Kariologiker » Sa 31. Jan 2015, 00:52

Aus gegebenen Anlass … einfach einmal quer gedacht

Falsche Eitelkeiten können unbequem sein und sind immer mit dem Malus verbunden, dass sie verletzen. Verletzungen die letztlich der Verletzte beharrlich für sich beansprucht, aber dabei meist tränenblind übersieht, dass seine Verletzung eben auch andere verletzt, die, wie so oft, schlichtend sich mit Schuld beladen, um weitere Verletzungen zu vermeiden.
Der Opfer gibt es viele und zurück bleiben Verlierer.
Alles muss als Verlustrechnung gesehen werden, denn niemand kann hinterher sagen, dass ihm eine Hilfe zuteil wurde. Wettstreit würde ich es ja gerne nennen, wenn der Streit dabei eine Wette als Grundlage hätte, doch ist eher der Streit, den keine Wette von seinem Unbehagen befreit. So werden die Köpfe aneinander gerammt bis der Gegner, seine Niederlage in Kauf nehmend, sich unwohl und irritiert zurückzieht.
Wohin?
Einfach den Weg allen Seines gehen? Sich jetzt fragen, wer war der Stärkere und überhaupt, gab es ein Recht zu richten?
Sozialistisch, kommunistisch oder lessez-fair, alles ist sehr komplex und es zu leben schwer. Nicht umsonst nehmen solche Gesellschaftsformen oft eher den Charakter einer Diktatur an, weil es eben nicht des Menschen Wille zu sein scheint, in gleichen Teilen zu geben und zu nehmen.

Falsche Eitelkeiten sind es, die jede Form des Zusammenlebens irgendwann belastet. Missverständnisse, die ich mir selbst nicht absprechen darf, denn auch aus den vielen Missverständnissen, die man täglich als Unbeteiligter sehen kann, lernt man niemals soviel daraus, dass man den gleichen Fehler nicht selbst begehen wird. Irgendwann einmal erwischt es einen dann und nur, wenn man sich wirklich ehrlich gegenüber ist, kann man reflektieren, wie geringschätzig ein eigenes Ansinnen sich darstellt, wenn man es in den Kontext einer Idee stellt.

Falsche Eitelkeiten können unbequem sein und sie haben etwas Destruktives. Sie entfernen uns von einem Ziel und sie verhindern den Blick auf die Realität.
Falsche Eitelkeiten, keiner kann sich davon frei sprechen.

Ich habe sie.

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von Anzeige » Sa 31. Jan 2015, 00:52

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Re: Falsche Eitelkeiten

Beitragvon Kariologiker » Sa 31. Jan 2015, 22:55

Nach einer Anfrage möchte ich einen weiteren Gedanken hinzu fügen.

Der gegebene Anlass ist nur das gesellschaftliche Verwirrspiel, wie Pegida, AfD, IS und alle Verirrungen, die nicht nur in den Nachrichten gemeldet werden.

Ich frage mich, und das durchaus schon lange, warum wir so vermessen sind zu meinen, dass wir das Recht haben zu richten? Sind nicht wir, die vornehmlich christlichen Strukturen es gewesen, die in ihrem Expansions- und Missionsdrang erst eine Ordnung meinen geschaffen zu haben, die uns Frieden gibt? Und denken wir nicht immer noch so?

Meine falsche Eitelkeit ist durchaus ein elitärer Gedanke, dass wir besser sind und dieser Gedanke wurde mir mit meiner Jugend eingeimpft, man hat mich mit glühenden Augen verführt so zu denken und diesen Gott anzunehmen, mich in dem Glauben gelassen, dass das richtig ist.

Die Eitelkeit wohnt immer noch in mir, macht mich schwankend und lässt mich immer wieder erschaudern, wenn ich mir den Irrsinn vor Augen führe. Ja, ich bin immer noch tief in meinem Inneren ein Rassist, ein Christ und Chauvinistisch.
Fast jeden Tag muss ich mich dabei ertappen, was meine Selbstverständlichkeit vom Leben ist und dass diese Selbstverständlichkeit überhaupt nicht so anders ist, als die Eitelkeiten, derer sich die Religionen bedienen. Ich muss mich ständig disziplinieren und mir sagen, welchen Unsinn ich da denke.

Diese Eitelkeiten sind es, die mir zu schaffen machen, denn sie sind vollkommen unzeitgemäß.

Lieben Gruß

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Re: Falsche Eitelkeiten

Beitragvon jupp » Mo 2. Feb 2015, 11:37

Lieber Kario,

sehr schwer ist es, meiner Meinung nach unmöglich, die Grauzone zwischen Eitelkeit und Selbstbewusstsein zu bestimmen. Das vor allem deshalb, weil sie bei einer sozialen Interaktion in der sich die Kraftfelder mischen, eine wichtige Rolle spielen. Dabei ist die Wahrnehmung des Anderen das maßgebliche Element, das weitgehend subjektiv und von der Konstitution des Wahrnehmenden abhängig ist. Davon hängt es ab, inwieweit der Gegenüber als dominant, Konkurrent, Unterlegener oder sympathischer Gleicher gesehen wird. Derselbe Mensch wird von dem einen als pfauender Fatzke, vom anderen als kompetenter Selbstbewusster angesehen.
Was muss ich tun, um als der, der ich bin, angesehen zu werden?

Herzliche Grüße
Jupp
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Re: Falsche Eitelkeiten

Beitragvon Kariologiker » Mo 2. Feb 2015, 13:42

Tjaaaa ... Jupp?

Diese Grauzone ist und bleibt diese Variable, die aus einem Menschen, der gestern noch Henker war, schon heute ein barmherziger Onkel werden lassen kann ... kann!
Diese Grauszone aber ist eben auch das gute und schlechte Gewissen, von dem wir eben nie wissen, ob es gut oder schlecht ist, wenn's denn recht ist.

Wenn mich eins immer wieder überrascht, dann doch, was so alles in mir, also in einem Menschen darinnen steckt.

Unglaublich, oder?
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