Enkel




Belletristik und Lyrik aller Art

Enkel

Beitragvon jupp » Mi 3. Jan 2018, 21:26

Die Enkel


Die Enkel zählen zu den ↑Verwandten, die sich in willkommene und passierte aufteilen.

Infolge des globalen Klimawandels zählen seit einigen Jahren in Deutschland die Enkel zu den aussterbenden Arten, weil den Kindern der Eltern eigene Kinder nicht willkommen sind, und sie dafür sorgen, dass sie nicht passieren. Das stellt die Senioren vor eine große Herausforderung. Um ihre Rente zu sichern, müssen sie sich topfit halten, weil sie selbst „Hand anlegen“ – eine Metapher, in der Realität spielen andere Körperteile die Hauptrolle – müssen, wenn sie ihre Tage damit verbringen wollen, ihre Enkel zu hüten, während ihre Kinder, bzw. Schwiegerkinder, ein lustiges Berufsleben führen.

„Weh’ dir, dass du ein Enkel bist!“ sprichwortet Mephisto in Faust I. Mit dieser jammervollen Wehklage beweist Mephisto, dass er nicht auf der Höhe der Zeit ist, sondern sich auf dem Holzweg befindet. Wenn man sich die in den Erbschaften enthaltenen Milliarden, die in den nächsten Jahren die Senioren den glücklichen Hinterbliebenen hinterlassen, ansieht, so lösen diese bei Kindern und Enkeln alles andere als ein Weh aus.

Vielleicht hatte Mephisto nicht die biologischen, sondern die politischen Enkel im Auge. Dann befände er sich allerdings völlig im Recht. „Wehe, wehe, wenn ich diese Enkel sehe!“ Sie streiten wie die Kesselflicker darüber, wer von ihnen das Alphatier ist. Das hat auch ein Gutes an sich: würden sie ihre Fressen halten, hätten die Kabarettisten kein gefundenes Fressen. So aber hat Deutschland nichts zu lachen.
"Wahre Satire verletzt nicht - sie tötet."
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