1813 - Globalisierung




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1813 - Globalisierung

Beitragvon jupp » Mo 30. Apr 2018, 15:10

Mit den Befreiungskriegen von der Herrschaft Napoleons (1813 ff.) und den anschließenden Freiheitskriegen begann eine Epoche, in der die grundlegenden Strukturen der Staaten Europas verändert wurden. Ich greife ein wichtiges Merkmal auf: es entwickelte sich der liberale Nationalstaat. Heute leben wir zu Beginn des 21. Jahrhunderts wieder am Beginn einer Epoche, in der die Staaten eine grundlegende Veränderung ihrer Struktur erfahren; das Ende des Nationalstaats wird durch die Globalisierung bewirkt.
Für mich liegt ein untrügliches Zeichen dieser Entwicklung darin, dass die Rechten / Nationalisten sich in ganz Europa lautstark zu Wort melden. Sie sehen nicht über den Tellerrand des traditionell verstandenen Begriffs von „Heimat“ hinaus, die sie mit heimischer Scholle und Trachtenkapelle als Ohrenmarken gleichsetzen. Sie können oder wollen nicht wahrhaben, dass die Welt die Heimat der Menschen im 21. Jahrhundert wird. Die Nation im herkömmlichen Sinn schrumpft zur Bedeutung eines Postleitzahlbezirks. Ich spreche von einer Entwicklung, die einige Jahrzehnte in Anspruch nehmen wird.

Einen wichtigen Markstein zu dieser Entwicklung liefert die Wirtschaft. Dazu einige wenige Fakten.
Ein Blick in die Regale eines Supermarkts zeigt uns, dass ein erheblicher Teil der angebotenen Produkte nicht aus Deutschland stammen. Aus welchem Land stammt der Rauchschinken? Das Ferkel erblickt in einer Ferkelzucht in Dänemark das Licht der Welt; es wird in Spanien mit amerikanischer Soja zum Schwein gemästet, in Polen geschlachtet und grob zerlegt; in Deutschland wird es mit Aromastoff aus Frankreich gespritzt, fein geschnitten, portioniert und dann mit Material aus China abgepackt und im Supermarkt ins Kühlregal gelegt.
Etwa 70 % der Teile und Module eines in Deutschland montierten Autos werden importiert. „Made by …“ ist für den Käufer wichtiger als „made in Germany“.
Deutschland ist Exportweltmeister. Die Mehrzahl der hier erzeugten hochpreisigen Produkte wird exportiert.
Der von Trump / USA und dem Brexit begonnene Handelskrieg führt uns deutlich vor Augen, in welchem Maß die Wirtschaften bereits weltweit verflochten sind.

Ein zweiter Grund für die Globalisierung ist der weltweit grassierende Unterschied arm – reich. Das weltweit ausgestrahlte Fernsehen und die „sozialen Medien“ verstärken mit ihrer Berichterstattung die durch die Einkommensunterschiede geweckten Begehrlichkeiten. Entfernungen sind heute für Flüchtlinge keine Hindernisse mehr.

Erwähnt seien noch die zur Zeit zahlreichen Kriege (Deutschland beteiligt sich derzeit an 15). Kriege werden nicht mehr auf dem Schlachtfeld ausgefochten, vielmehr werden die Städte in Trümmerhaufen verwandelt. Das löst Flüchtlingsströme aus.

Den Eltern erwächst durch die Globalisierung die Aufgabe, ihre Kinder zur Weltoffenheit zu erziehen.
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Re: 1813 - Globalisierung

Beitragvon gnies.retniw » Di 10. Sep 2019, 22:29

Die Nation im herkömmlichen Sinn schrumpft zur Bedeutung eines Postleitzahlbezirks.


Das kann man nicht besser ausdrücken.

Das löst Flüchtlingsströme aus.


Die kommenden Flüchtlingsströme werden aus Klimaflüchtlingen bestehen. Die wichtigste Ressource Wasser wird langsam knapp. Obwohl ich jüngst hörte, dass sich unter den beiden größten Wüsten in Afrika gigantische Mengen an Süßwasser befinden sollen. Wie auch andere wichtige Ressourcen zum Erhalt der technisierten Welt sich in Afrika befinden. Langsam fangen Menschen in den afrikanischen Staaten an, sich ihrer selbst und der Kraft ihrer Landschaften bewusst zu werden. Aber solange die korrupten Regierungen wirtschaftlich unterstützt werden, bleibt erst mal nur ein Hoffnungsstrahl am Horizont.
"Die Sonne der Kultur steht niedrig. Wen wundert's, dass Zwerge lange Schatten werfen."
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